Roland Grasser
Akad. Maler u. Graphiker
Gerald Nitsche schreibt über Roland Grasser:
Roland Grasser hat mit 24 Jahren, zuerst etwas ärgerlich und irritierend für seine Eltern, den vorgezeichneten Weg einer erfolgreichen Banker-Karriere abgebrochen, denn gezeichnet hatte er schon als Kind leidenschaftlich, und damit den ihm gemäßen Weg, die Kunst, gewählt. Hochgeschätzte Professoren an der Akademie für Bildende Künste in Wien, Malerei bei Max Weiler und Herbert Boeckl, Grafik: Christian L. Martin und Maximilian Melcher wurden seine Meister, und bald danach selbst zum geachteten Meister geworden - kein Wunder: Sein Weg als Künstler ist keine marktorientierte schnurgeradeaus-Linie, sein Geradeaus ist ein plötzliches gerade Aus: Schluss damit und etwas Neues beginnen, entdecken, probieren, erforschen, finden, erfinden, sowohl im Technischen, also auch thematisch, inhaltlich, stilistisch, von 2 - bis 4-Dimensionalität, doch kein wirres Labyrinth und Durcheinander, ein Mäander mit lebendigen Kurven, scharf bis rund, überraschenden Ecken, steilen Kanten, Tiefen, Sprüngen über den Zaun, nie festgenagelt, Natur. Sein Stil ist weder Im- noch Expressionismus und auch keinem anderen tradierter Ismus zuzuordnen, es ist Grasserismus, aber kein Stylismus, Mit großen Aufträgen, öffentlichen und privaten, wurde deutlich, dass man bereit ist, seinen schöpferischen Zickzack-Weg zu begleiten, mitzugehen und dessen Wert erkannt hat. Die großartigen Bilder im Altersheim Seeboden, sehr eindrucksvoll sind auch die 4 Wandgestaltungen aus den 80er Jahren am Urnenfriedhof in Spittal; sie waren und sind für mich eine echte Entdeckung und Überraschung. Völlig unüblich Techniken vermischt, kombiniert, Mosaik und Malerei und Relief, also ein echter Grasser - das mit großer Aussagekraft.
Es war mir ein Erlebnis, als wir in seinem großen, ordentlichen Atelier in Seeboden Bilder für seine Ausstellung "Malerei, Grafik", 11. 4. - 7. 5. 2014, in meinem Atelier im hintersten Karrnerwaldele, Graf bei Landeck, aussuchten; diese Fülle von beeindruckenden Werken, diese Vielfalt der Techniken, der Ideen; einige Techniken kannte ich noch gar nicht, obwohl an sich vom Fach - seine Erfindung, gehörte patentiert! Auch als Handwerker, Kalligraf ist er stets gefragt. Etliche Jahr vorher, als es meine Gym-Galerie in Landeck noch gab, wurden abstrakte Grafiken von Roland auf Pergament, dünne Tierhaut, seit dem Altertum als Beschreibstoff verwendet, ein Vorläufer des Papiers, unseren SchülerInnen präsentiert. Wer kommt denn schon auf so einen "Schnaps"-Idee - er, Roland! Sie waren begeistert; ich natürlich auch, sonst hätte ich die Ausstellung nicht gemacht. Ich wollte Rolli die Idee abgekupfern und habe mir Trommelfell-Leder besorgt, aber noch nicht realisiert. 2 seiner Pergament-Grafiken begleiteten 2012/13 unseren Ausstellungszyklus "90 Jahre DADA in Tirol" mit internationaler Beteiligung - Grasser als RolanDADA!
Rolands Kreativität, naturgemäß ausufernd, ist Anreiz und Impuls. Weiter so! Nein - nicht Roland artgemäß! Ein vielseitig begabter Mensch, uneitel, selbstkritisch und liebenswürdig, stets begleitet von seiner Ingeborg.
Gerald Nitsche, Atelier im Karrnerwaldele, Graf 135, 6500 Landeck
Zur Person: Gerald Kurdoğlu Nitsche, Maler, Zeichner, Schreiber, Verleger , Galerist.